Schnell reich werden durch Krypto und Trading-Gruppen?
“Komm in die Whatsapp Gruppe!” Bestimmt ist dir das Video auf Youtube auch schon begegnet. Junge Burschen posieren mit ihrem angeblichen Reichtum, den sie durch die Tipps in Whatsapp Trading-Gruppen verdient haben sollen. Sie alle machen angeblich mehrere tausend Euro im Monat und wer ihnen folgt, wird bald ebenfalls so reich sein. Das ist das Versprechen. Es wird suggeriert, man könnte problemlos schnell reich werden und das funktioniert kinderleicht.
Ein paar Klicks und schon sind alle reich. Doch was steckt hinter solchen Trading-Gruppen? Kann man damit wirklich reich werden? Woran verdienen die Hintermänner und wie viel? Dieses Thema wollen wir heute einmal genauer beleuchten. Dazu habe ich auch ein paar Zahlen, wie viel die Leute damit gewonnen oder verloren haben.
Diesen Beitrag über „Trading-Gruppen“ kannst du dir hier auch als Video ansehen:
Im ersten Moment denkt man sich “Ja klar, als ob, niemals!” Doch irgendetwas fixt uns an und weckt unser Interesse. Haben die es tatsächlich geschafft, reich zu werden? Wenn ja, dann will ich das auf jeden Fall auch. Aber ist das so einfach? Ein paar Geldscheine, ein schnelles Auto und schon ist unser Gehirn getriggert? Ja leider ist die Gier des Menschen etwas ganz gewöhnliches. Wir sind nämlich ein Stück weit in dem Verlangen gefangen und fragen uns permanent: „Wie wird man reich und erfolgreich?“.
Dabei kommt es weniger auf den absoluten Luxus an, sondern darauf, etwas besser als der Nachbar dazustehen. Und aus Sicht der Evolution ergibt dieses Verhalten durchaus Sinn. Weil beim Kampf um das Dasein kam es schließlich darauf an, immer etwas besser abzuschneiden und besser als die Konkurrenz dazustehen. Dieses urzeitliche Verhalten ist bis heute in uns verankert, auch wenn es nicht rational ist.
Folgendes Beispiel: Fragt man eine Testperson, ob sie lieber 50.000€ verdienen will, wenn das Durchschnittsgehalt bei 25.000€ liegt. Oder ein Gehalt von 100.000€ haben möchte, wenn das Durchschnittsgehalt aber bei 250.000€ liegt. Die meisten entscheiden sich dann für die 50.000€. Das ist zwar absolut weniger, aber relativ mehr als der Durchschnitt. Und mehr als andere zu haben, darauf kommt es unserem Gehirn an.
Tipp: Beim Suchen nach seriösen Trading-Gruppen solltest du auf einige wichtige Merkmale achten:
- Aktive Moderation: Eine gut geführte Gruppe hat immer Moderatoren, die für Ordnung sorgen und Spam verhindern.
- Erfahrene Mitglieder: Achte darauf, dass die Gruppe Mitglieder mit nachweislicher Erfahrung im Trading hat.
- Transparente Ziele: Seriöse Gruppen sind klar in ihren Absichten und bieten konkrete Informationen über ihre Handelsstrategien.
Ein Beispiel für eine solche Gruppe ist die Trading.de Telegram Gruppe, die sich durch eine starke Gemeinschaft und kontinuierlichen Informationsaustausch auszeichnet.
Die meisten verlieren, anstatt zu gewinnen
Diese Gier angetrieben von der Frage „Wie wird man reich“ kommt uns in Kombination mit CFD Trading teuer zu stehen. Das zeigt die Pressemitteilung der europäischen Wertpapier- und Marktaufsichtsbehörde. Analysen zeigen nämlich, dass 74 – 89% der Kleinanlegerkonten üblicherweise Anlageverluste verzeichnen. Und das zwischen 1.600€ bis fast 30.000€.
Hier in einem echten Account sieht man einmal eindrucksvoll, wie das praktisch bestätigt werden kann. hier geht es um das Copytrading. Also dem Folgen von CFD-Signalen auf Währungen. Und es hat kein einziger gewonnen. Selbst der Account, der jetzt noch 15.000€ hat. Der ist einmal mit 25.000€ gestartet. Allein er hat 10.000€ verloren. Der Account mit 5.900€ hatte sogar einen Wertverlust von 15.000€. Insgesamt haben die Leute hier locker mal 100.000€ verbraten.
Jetzt kann man sich darüber ärgern, aber es gibt überall Warnungen, wie man sehr schön sehen kann. 73,62% der Kleinanleger Konten verlieren beim CFD-Handel mit diesem Anbieter. Erinnert ein wenig an die Warnhinweise auf den Zigaretten. Jeder weiß, dass es schädlich ist, dennoch traden viele weiter. Trader sind sozusagen früher pleite. Das gefährliche daran ist, dass man nicht nur seinen gesamten Kapitaleinsatz verlieren kann, sondern höchstwahrscheinlich verlieren wird.
Die wenigsten lesen sich diese Risikohinweise wohl freiwillig bis zum Ende durch. Dabei würden wohl die wenigsten in ein Flugzeug steigen, das dir zwar eine Million zahlt, was aber mit einer Chance von 73% abstürzen wird. Und deswegen nimmt die europäische Wertpapier- und Marktaufsichtsbehörde dieses Thema so ernst.
Bereits 2018 gab es bereits erste Änderungen zum Schutz der Anleger. Anfang 2019 wurden die Daumenschrauben noch mal weiter angezogen. Die Hebel, mit denen das Risiko erhöht werden kann, wurden drastisch reduziert. Es gibt einen unlimitierten Schutz vor der Nachschusspflicht. D.h. vorher war es sogar möglich, mehr Geld zu verlieren, als eingesetzt wurde. Außerdem gibt es jetzt ein Limit für Lockangebote und Boni, um neue Kunden zu gewinnen. Außerdem muss es jetzt eine Warnung geben, wie viel Geld die Kunden mit dem Anbieter verloren haben. Hier sollte also jedem klar sein, dass es sich hier weniger um eine langfristige Anlage handelt, sondern vielmehr um Spekulation. Kommen wir zu den Lockvögeln der Trading-Gruppen:
Wie gehen die Lockvögel vor?
Doch wie schaffen es die Hintermänner solcher Trading-Gruppen immer wieder die Leute davon zu überzeugen? Und das obwohl es doch sehr offentsichtlich ist, dass man dabei verliert.
1) Den Köder auslegen
Als allererstes wird ein Köder ausgelegt. Die Grundmessage ist im Prinzip immer die gleiche. Es wird suggeriert, dass du schnell und einfach reich werden kannst. Lockvögel, oft sogar nur Laienschauspieler, stellen dann ihren schnell gewonnen Reichtum zur Schau. Man versucht hier mit den psychologischen Ur-Instinkten zu locken, mindestens genauso leben zu können.
2) Köder schlucken
Ist man in den Trading Gruppen, werden immer wieder Screenshots von Chatnachrichten angeblicher Mitglieder geteilt, um den Köder zu schlucken. Alternativ auch irreführende Ausschnitte aus Charts in denen kleine Kurssprünge von 0,5% riesige Gewinne bedeuten. Fotos von Geld, schnellen Autos oder teuren Luxusartikeln dürfen ebenfalls nicht fehlen. Natürlich mit einer kostenlosen Anleitung, wie man das selbst bei Anbieter XY schaffen kann.
3) An Land ziehen
Der Fisch muss an Land gezogen werden. Jetzt folgen immer mehr Empfehlungen pro Tag. Bestehend aus einer Handlungsempfehlung gefolgt von einem speziellen Link. Dieser führt zu einer Anmeldeseite des jeweiligen Tradinganbieters. Mit diesem Link können die Anbieter dann feststellen, wer die neuen Kunden gebracht hat.
4) Das Festmahl
Jetzt kann der Fisch ausgenommen und verspeist werden. Jetzt werden mit dem eigenen Geld gefährliche Ratschläge befolgt. Zudem wird regelmäßig immer wieder der Eindruck erweckt, dass es extrem simpel wäre. Und gegen die Verluste könne man sich einfach absichern. Und Gewinne seien sowieso recht einfach. Dabei handelt es sich hierbei um hochspekulatives Finanzglückspiel.
Je mehr man einzahlt und je länger man am Leben bleibt, desto mehr verdienen natürlich auch die Hintermänner und die Plattform. Solange bist das eingezahlte Geld verloren ist. Also statt Rolex, Bargeld und Lifestyle eher Casio und Dispo-Lifestyle. Kurz gesagt: Alle Betreiber verleiten Unbedarfte zu Wetten auf Währungskurse oder Kryptos. Und die Mittelsmänner verdienen das Geld.
Info
Rechtliche Handhabe gegen diese Plattformen oder Betreiber der Trading-Gruppen hat man übrigens kaum.
Ja aber wie viel verdienen die Hintermänner wirklich damit? Denn ihre Tradingtipps geben sie natürlich nur vordergründig kostenlos raus. Die eigentliche Intention dahinter ist natürlich nur, jemanden für die Plattform zu gewinnen, damit sich derjenige dort anmeldet, möglichst viel Geld einzahlt, um diese kostenlosen Tradingsignale auszuführen. Teilweise gibt es dazu auch noch Anreize mit Bonusgeld. Je mehr man einzahlt, desto mehr Boni bekommt man. Das ist natürlich an spezielle Konditionen geknüpft. Diese werden die meisten niemals erreichen.
Wie verdienen die Hintermänner ihr Geld?
Beim Geldverdienen der Hintermänner gibt es zwei Modelle. Einmal gibt es die fixe Provision für die erfolgreiche Vermittlung. Oder die zweite Variante: Man gewinnt prozentual mit den Handelsgebühren der Anleger. Beides kann sehr lukrativ sein, wie man sehr schnell feststellen kann.
Variante 1
Die fixe Provision. So bietet einer der Top Anbieter im Markt für eine erfolgreiche Vermittlung eines Echtgeldkontos von deutschen Kunden 800 Dollar an. Egal wie viel der Kunde einzahlt. Nur damit du ein Gefühl bekommst, wie viel Geld da hinten dran fließt. Für die Vermittlung von Depots und co. bei den klassischen Direktbanken bekommt man hingegen eine Provision von 80 – 120€. Also schon einiges weniger.
Beispiel: Im letzten Monat habe ich bei einer Bank 45 ETF-Depots vermittelt. Das wären mit den 800$ übrigens 36.000$. Und wenn man mal sieht, wie viele hunderttausend Male diese Videos geklickt wurden, sind diese Zahlen wahrscheinlich gar nicht so falsch.
Variante 2
Aber auch die Vermittlung per Revenue Share bzw. Gebührenmodell ist ebenfalls sehr lukrativ. Dies kann dann schon bis zu einem Lot sein, wie man in der Grafik sehen kann. Was bedeutet das? Ein Beispiel: Werden 0,2 Lot gehandelt, bekommt man dafür 2$ Provision. Für einen Lot sind es dann 10 Dollar. Umso mehr Trades am Tag stattfinden und umso größer diese sind, desto mehr verdient man daran. Also ist das Ziel der Hintermänner, dass du möglichst große und viele Positionen handelst.
Ob du dann dabei gewinnst oder verlierst ist denen relativ egal. Wie man sehen kann, die Provision wird so oder so ausgezahlt. Damit lassen sich auch sehr schnell mehrere tausend Euro verdienen. So hat ein kleiner Account in diesem Beispiel 3.600$. Die großen können hier sehr schnell fünfstellige Summen im Monat verdienen. Das ist jedoch meistens sehr kurzfristig, weil die Kunden langfristig nicht gewinnen. Sie bringen nur das Geld ins System und verschwinden dann wieder. Deswegen müssen die Vermittler immer wieder neue Kunden gewinnen. Doch am Ende bricht meistens das Lügen-Kartenhaus zusammen.
Info
Deswegen gibt es die meisten Trading-Gruppen aus der Boomphase von Ende 2017 nicht mehr. Dafür sprießen immer wieder neue Trading Gruppen wie Pilze aus dem Boden.
4 Tipps, wie du Scams erkennen und dich schützen kannst
1)Garantierte Rendite
Es werden Renditen oder konkrete Summen versprochen: „Du machst hier mindestens 1% am Tag. 5000€ im Monat kein Problem!“
Hört sich wohl zu schön an, um wahr zu sein. Ja ist es auch. Solche unrealistischen Renditen, auch wirtschaftliche Renditen und sonstige Versprechen sind ein absolutes No-Go und du solltest es nicht tun.
2) Transparenz ist das A&O
Werden hier nur Erfolgsgeschichten gezeigt? Oder bekommt man auf Nachfrage eine ehrliche Antwort? Wie sind die Reaktionen auf kritische Nachfragen? Versuchen sie es mit Ausflüchten oder reagieren sogar gereizt? Werden die Kritiker direkt mundtot gemacht? Das wäre ein weiteres No-Go.
3) Wer sind die Personen hinter den Trading-Gruppen
Findet man zu den Personen eine echte Vita? Gab es in der Vergangenheit Referenzprojekte? Sind sie schonmal irgendwie negativ aufgefallen? Oder nutzen sie sogar Decknamen und Schauspieler? Hier lässt sich sehr schnell rausfinden, wer dir nur einen Bären aufbinden will.
4) Erst zahlen…
Du sollst zuerst eine Geldleistung erbringen, bevor es überhaupt etwas gibt. Sende also nie jemandem Geld oder Coins für etwas, was sich auch nur im Ansatz ominös anhört.
Talerbox Tipp
Sei vorsichtig bei MLM, also Multi-Level-Marketing-Geschichten. Hier gibt es nämlich sehr viele schwarze Schafe. Hier wird nur Geld gemacht, indem man immer wieder neue Leute zu dem Produkt hinbringt.
Trading dient oft nicht zum Geldverdienen, also Vorsicht. Besonders bei Projekten oder Trading-Gruppen, die verdächtig erscheinen, sollte man Abstand nehmen, da Betrugsfälle häufig sind. Man kann nicht erwarten, dass Plattformen wie YouTube oder andere Social-Media-Kanäle schnell genug eingreifen, da eine manuelle Überprüfung unmöglich ist und die rechtliche Lage komplex ist. Es liegt an uns, wachsam zu sein.
Es ist wichtig, den gesunden Menschenverstand zu nutzen und zu erkennen, dass man nicht schnell zum Millionär wird, besonders nicht durch Krypto- oder CFD-Trading, welches oft einem Casinobesuch gleicht. Gelegentliche Gewinne sind möglich, aber Verluste sind häufiger. Langfristige Investitionen, wie das direkte Kaufen und Aufbewahren von Coins oder langfristiges Anlegen an der Börse, sind sicherer als Spekulation mit CFDs.
Welche Erfahrungen hast du schon mit Trading-Gruppen Scams gemacht? Schreib mir gerne deine Erlebnisse in die Kommentare!